Prof. Laura Baudis x Andrea Mettler: Dark Matter
Dark Matter
Dunkle Materie zählt zu den grössten Rätseln des Universums – eine Substanz, die weder Licht aussendet noch absorbiert und doch durch ihre Gravitationskraft das Weltall formt. Sie wirkt wie der unsichtbare Klebstoff, der Galaxien und grössere kosmische Strukturen zusammenhält. Obwohl sie rund 85 % der gesamten Materie im Universum ausmacht, bleibt ihre wahre Natur bislang unbekannt.
Die führende Theorie besagt, dass Dunkle Materie aus neuen, bislang unentdeckten Elementarteilchen besteht, die kurz nach dem Urknall entstanden sind. Diese Teilchen besitzen zwar Masse, treten aber nur äusserst selten in Wechselwirkung mit gewöhnlicher Materie. Um sie nachzuweisen, entwickeln Wissenschaftler:innen immer empfindlichere und grössere Detektoren – oft tief unter der Erde, um sie vor kosmischer Strahlung zu schützen. Sie suchen nach den allerkleinsten Signalen – winzigen Lichtblitzen oder elektrischen Impulsen –, die entstehen, wenn ein Teilchen Dunkler Materie mit einem Atom kollidiert. An der Universität Zürich arbeiten Forschende mit einem Detektor, der fast zehn Tonnen hochreines flüssiges Xenon auf -100 °C gekühlt hält. Ziel ist es, diese flüchtigen, extrem seltenen Wechselwirkungen zwischen Xenonatomen und Dunkler Materie sichtbar zu machen – um Licht ins Unsichtbare zu bringen.
Dieses Spiel zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit findet auch im Grafikdesign eine Entsprechung. Der sogenannte Weissraum – die „leeren“ Bereiche zwischen und um grafische Elemente – ist genauso bedeutungsvoll wie das, was sichtbar ist. Wie die Dunkle Materie verleiht dieser unbeachtete Raum Struktur, Kontrast und Tiefe.
Dieses Konzept inspiriert das Design eines einzigartigen Pullovers – als visuelle Metapher für die Suche nach Dunkler Materie. Durch die bewusste Gestaltung der Zwischenräume von Buchstaben wird eine kraftvolle Botschaft sichtbar:
„WE LONG TO SEE / WHAT CANNOT BE SEEN“ („Wir sehnen uns danach, zu sehen, was nicht gesehen werden kann“).
Die Worte treten in einem abstrakten Muster hervor, gewebt aus schimmernden Fäden – geheimnisvoll und flüchtig. Die Botschaft verteilt sich auf Vorder- und Rückseite des Pullovers und erzeugt so einen Dialog zwischen Präsenz und Abwesenheit, zwischen Sichtbarem und Verborgenem.
Dieser Pullover, wie auch das wissenschaftliche Vorhaben, das er repräsentiert, ist von dem geformt, was sich der Wahrnehmung entzieht. Er ist eine Hommage an das unermüdliche menschliche Streben, die unsichtbaren Kräfte des Universums zu verstehen – und das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Prof. Laura Baudis – Professorin für Experimentalphysik (Astroteilchenphysik) am Physik‑Institut der Universität Zürich
Andrea Mettler – Büro für Visuelle Kommunikation und Grafikdesign
Produziert von MRC Knitwear in Italien mit Biella Yarn.